Narvik – Sehenswürdigkeiten: Museum, Fjäll, Fjord

Michael März
Narvik: Stadt am FjällNarvik: Stadt und Berg Fagernestoppen
Der Mast auf dem Linken/Fagernestoppen (1.007 m.ü.d.M.) markiert den höchsten Punkt des Narvikfjells
Narvik entdeckenNarvik ist eine der größten Städte Norwegens nördlich des Polarkreises. Sie liegt exponiert auf einer Halbinsel im Innern des Ofotfjords, der das norwegische Festland von der Inselgruppe der Lofoten und Vesterålen trennt. Drei wichtige Verkehrswege treffen hier aufeinander: Zum einen die Europastraße 6, welche sich die komplette skandinavische Halbinsel hinaufwindet. Zum anderen die Europastraße 10, die wie ein Gürtel durch Lappland verläuft – einmal quer vom Nordatlantik bis zum Bottnischen Meerbusen. Hinzu kommt die Bahnlinie Narvik – Luleå, welche auch als „Erzbahn“ bekannt ist. Sie verbindet den Endbahnhof Narvik mit dem schwedischen Eisenbahnnetz und letztlich auch mit dem europäischen Festland. Alle drei Verkehrswege tragen zur heutigen Bedeutung der Stadt als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Nordnorwegens bei. Lediglich das 250 km nördlicher gelegene Tromsø besitzt als Universitätsstadt einen größeren Stellenwert.

Narvik Museum Nord & Kriegsmuseum

Narviks Ursprung liegt im Verladebahnhof am Fjord, wo seit Anfang des 20. Jahrhunderts das Erz aus den Gruben Kirunas und Malmbergets auf Schiffe verfrachtet wird. Der industrielle Bahnverkehr prägt das Stadtbild noch heute, wenn auch in erträglichem Maß. Lärm und Emissionen halten sich wahrlich in Grenzen. Da die Gruben in Schweden noch gut dreißig bis fünfzig Jahre bewirtschaftet werden können, ist die nähere Zukunft der Erzbahn gesichert. Für Einwohner und Gäste Narviks bildet aber nicht die Bahn, sondern die Kongensgate die Lebensader der Stadt. Sie verläuft quer durch die Stadtmitte und verbindet praktisch alle wichtigen kulturellen und administrativen Einrichtungen. Auf Grund der Kriegszerstörungen ab 1940 gibt es nicht mehr viele historische Bauten, sondern eher einen Mix aus 1950er Jahre und zeitgenössischer Architektur. Am Kreisverkehr Ecke Brugata treffen die verschiedenen Stile aufeinander. Malerisch ist das nicht – aber funktional.

Narvik: Erzhafen am Ofotfjord
Wo alles begann: Blick vom Museum Nord auf den geschäftigen Erzhafen Narvik

An dem zentralen Platz befand sich lange der Besuchermagnet der Stadt: das Narvik Kriegsmuseum. 2016 zog es in einen modernen Gebäudekomplex weiter südlich in der Kongensgate um. Das Konzept des Museums hat sich verändert. Es heißt es nicht mehr „Kriegsmuseum des Roten Kreuzes“ und hat seinen Schwerpunkt verlagert – weg von der Schlacht um Narvik 1940, hin zu einer generellen Erzählung von Kriegsgeschichte, internationalen Konflikten und dem Bedeutungszuwachs der Menschenrechte. Grundsätzlich sind die Ausstellungen zweisprachig mit norwegischen und englischen Erklärungstexten. Aber es gibt auch eine App, mit deren Hilfe deutschsprachige Texte abgerufen werden können. Das Kriegsmuseum ist täglich geöffnet. Der Eintritt für Erwachsene und Kinder kostet ca. 11-12 Euro. Deutlich beschaulicher geht es im Museum Nord zu. Es steht auf einem Hügel südlich der Innenstadt, mit Blick auf den Fjord und den Verladebahnhof der Erzbahn. Äußerlich erinnert es an eine Fabrikantenvilla des 19. Jahrhunderts. Im Innern gibt es eine Ausstellung zur Stadtgeschichte mit Seitenblicken auf die Wikingerzeit, Folklore und Volkskunst, Helden des Alltags, Seefahrt und Landerschließung. Zum Standort in Narvik gehören noch zwanzig weitere in der Region, welche insgesamt zum Museum Nord zusammengefasst wurden. Das nächste von ihnen steht in Ballangen, südwestlich der Stadt an der E6.

Narvikfjellet mit Seilbahn und Panoramaaussicht

Nördlich der Innenstadt steht die Talstation der Narviker Seilbahn. Sie führt auf 636 m.ü.d.M. hinauf zum Narvikfjell. Der Hausberg Linken – auch Fagernestoppen – erhebt sich majestätisch über der Stadt und ermöglicht ganzjährig Outdooraktivitäten. Im Sommer tummeln sich Wanderer und Mountainbiker an seinen Hängen. Im Winter bringen vier Schlepplifte und ein Sessellift die Skifahrer und Snowboarder nach oben. Sehr beliebt ist das Narvikfjell auch im Frühherbst und Spätwinter, wenn das Polarlicht beobachtet werden kann. Im Sommer ist die Seilbahn bis nach Mitternacht geöffnet, damit die Besucher ausgiebig die Mittsommersonne genießen können. Von den Panoramaterrassen bietet sich ein grandioser Ausblick auf die Stadt, den Ofotfjord und die Ausläufer der Ofoten-Insel sowie auf die Baustelle der Hålogaland-Brücke. Sie soll die E6 nach Norden ab 2017 um einige Kilometer verkürzen.

Narvik: Seilbahn & Fjord
Die Abendsonne steht im Juni noch hoch über dem Ofotfjord

Nordwestlich des Fjälls gibt es ein beliebtes Wandergebiet, das auf den Bau der Erzbahn zurückgeht. Der so genannte „Rallarveien“ folgt den Spuren der Eisenbahnarbeiter, die die Strecke durch die malerische Landschaft im Hinterland Narviks gebaut haben. Du kannst von der Stadt aus die Ofotbahn nutzen, um an den Rallarweg zu gelangen und dann ein, zwei Stationen parallel zur Bahnlinie zu Fuß zurücklegen – z.B. sind es von Katterat bis zum Endpunkt in Rombaksbotn ca. 6 km. Unterwegs gibt es Infopunkte, die die Geschichte des Bahnbaus und aller, die an ihm mitwirkten, reflektieren. Fernwanderer überqueren die Grenze nach Schweden und können ab Riksgränsen oder Abisko wieder in die Bahn zusteigen. Von Rombaksbotn fährt im Sommer nachmittags ein Boot nach Narvik ab.

Narviks Umgebung: Ofotfjord und Ofotbahn

Narvik ist halb von Wasser umgeben und der bildschöne Fjord lockt wirklich zu einer Bootstour. Es gibt mehrere Anbieter für „Fjord Cruises“, aber am besten informierst Du Dich vor Ort im Touristenbüro, ob und welche Angebote gerade buchbar sind. Wie bei vielen Aktivitäten in Norwegen, ist es letztlich auch eine Frage des eigenen Budgets, ob man sich dafür oder dagegen entscheidet. Wenn Du mit dem eigenen Pkw oder Motorrad unterwegs bist, lohnt sich ein Abstecher ins Skjomdal, südlich der Stadt. Die Straße in das Gebirgstal zweigt von der E6 ab und führt zunächst am Skjomen, einem Fjordarm, entlang. Später folgen der Golfpark von Narvik und schließlich der Talschluss, von dem aus verschiedene Wanderungen möglich sind. Ein weiteres Ziel für einen Ausflug in der näheren Umgebung von Narvik ist das Dorf Ballangen an der E6. Hier findest Du mehrere Bootsverleihe, Reitmöglichkeiten, ein Schwimmbad, ein Heimatmuseum und natürlich Wanderrouten auf die nahegelegenen Fjällspitzen.

Die Ofotbahn ist das norwegische Teilstück der Erzbahn. Sie fährt am Bahnhof von Narvik ab und schlängelt sich die Berge hinauf nach Schweden. In Fahrtrichtung links bieten sich immer wieder schöne Ausblicke, wobei man zum Fotografieren immer rechtzeitig vor den Tunneln ansetzen sollte. Nach 42 Kilometern erreicht die Bahn die Statio Bjørnfjell. Wenn Du in Norwegen bleiben willst, musst Du hier aussteigen und auf den Gegenzug warten. Tickets verkauft SJ, die schwedische Bahngesellschaft. Du kannst alternativ an einer organisierten Tour teilnehmen, welche das Touristenbüro Narvik in der Sommersaison anbietet.

Fazit: Der perfekte Tag in Narvik (Sommer)

  • Vormittag: Nach dem Frühstück in der Unterkunft startet der Tag sportlich im Kletterpark Linken am Fuße des Narvikfjells. Hier ist Schwindelfreiheit gefragt – das niedrigste Kletterelement ist allerdings nur 135 cm hoch.
  • Mittag: Nach dem Klettern wirst Du Dich wahrscheinlich in Deiner Unterkunft umziehen. Zum Mittag dinierst Du z.B. im „Tind Restaurant“, Kongensgate 33.
  • Nachmittag: Nächste Station ist das Narvik Kriegsmuseum. An den 1- bis 2-stündigen Rundgang durch die Ausstellungen kannst Du eine Spaziergang anschließen: vorbei an der Seemannskirche und dann zurück in nördliche Richtung über die Dronningensgate bis zur Fischhalle. In der „Kafferiet“, Dronningensgate, gibt es leckere Snacks, z.B. Carpaccio vom Wal.
  • Abend: Mit festem Schuhwerk ausgestattet, geht es mit der Seilbahn hinauf ins Narvikfjell. Von der Bergstation aus kannst Du den Linken und anschließend auch Tredjetoppen im Fagernesfjell erklimmen. Nach der Rückkehr gibt es Abendessen im Fjällrestaurant. Bei klarem Wetter kann man hier die Mitternachtssonne genießen. Bei schlechtem Wetter gibt es unten in der Stadt noch das Kino als Ausweichprogramm.

Hast Du selbst ein paar Tipps für Narvik oder Anregungen für einen perfekten Tag? Dann melde Dich gerne über die Kommentarfunktion. Zum Schluss noch ein Tipp für alle, die am Flughafen Narvik ankommen: Bevor Ihr Euch den Berg hinauf bis in die Stadt müht, solltet Ihr lieber ein Taxi nehmen. Dies gilt übrigens auch für alle, die ihren Mietwagen am Flughafen abgeben und danach individuell weiter reisen.

6 Kommentare

  1. Hallo zusammen, wir reisen mit Mein Schiff und sind am 23. bis 24. Februar in Narvik. Die Ausflüge, vom Schiff angeboten, sind ausgebucht. Gerne würden wir mit der Ofotenbahn fahren. Finden aber keinen Anbieter, der die Rückfahrt mit dem Bus oder eine komplette Fahrt in der und zur Verfügung stehenden Zeit anbietet. Ankunft, 23. 12:30 Uhr, Abfahrt 24. 19:30 Uhr.
    Gibt es jemand, der uns einen Tipp geben könnte?
    Wir freuen uns auf Tipps. 👋🏼

    1. Hej Regina,
      habt Ihr schon einmal darüber nachgedacht, den Ausflug selbst zu organisieren? Ihr könntet doch mit der Ofotbahn hin und zurück fahren und Euch die Tickets selbst kaufen. Alternativ gibt es auch öffentliche Busse auf der Linie Kiruna – Narvik für die Rückfahrt.
      Rot-blaue Grüße – N.

  2. Ich werde vom 13. Bis zum 19.3.22 in Narvik sein, in erster Linie um Nordlichter zu sehen. Ich bin etwas angespannt, wie das wohl werden wird, denn ich reise allein.

    1. Hej Andrea,
      dann wünsche ich Dir einen schönen Aufenthalt! Die „Hochsaison“ der Nordlichter liegt gerade hinter uns. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du noch welche zu sehen bekommst! Wenn Du magst, kannst Du hier gerne davon berichten. Ich würde mich freuen.
      Rot-blaue Grüße – N.

  3. Narvik hat soviel zu bieten und dennoch fristet es irgendwie ein Schattendasein im Vergleich zu den Lofoten oder auch gegenüber Tromsö. Unser perfekter Tag in Narvik sah tatsächlich ganz ähnlich aus. Wir haben im Scandic Hochhaus übernachtet, welches praktisch neben dem Kriegsmuseum liegt. Für viele vielleicht nicht erwähnenswert, aber zuallererst genossen wir unseren Ausblick auf den Fjord. Im Anschluss Frühstück und dann direkt ins Museum. Das ist in Narvik aufgrund der Geschichte ein Muss.
    Der absolute Höhepunkt unseres Tages war natürlich Narvikfjellet. Unglaublich imposante Aussichten haben wir hier genossen. Gerade weil wir im Sommer dort waren, konnten wir auch noch spät abends dort atemberaubende Eindrücke sammeln. Nächstes Ziel ist es im Winter dort die Skipisten zu nutzen und natürlich auf Nordlichter zu hoffen.

    1. Hej Marie,
      vielen Dank für Deine Anmerkungen. Ein weiterer Pluspunkt von Narvik ist aus meiner Sicht auch die Nähe zur schwedischen Fjällwelt mit den großen Wanderwegen wie Kungsleden und Nordkalottleden sowie zu den Polarlicht-Hotspots bei Abisko.
      Rot-blaue Grüße – N.

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