Hurtigruten: Postschiff-Reisen in Norwegen – Ratgeber

Michael März
Hurtigruten: Postschiff im FjordHurtigruten: modernes Postschiff im norwegischen Fjord
M/S Fridtjof Nansen verkehrt auf einer klassischen Linie der Hurtigruten © Foto: Andrea Klaussner, Hurtigruten
Wenn man den Werbeversprechen glauben kann, bieten die Schiffe der „Hurtigruten“ (auf Deutsch: die schnellen Routen) eine komfortable Möglichkeit, die Fjordlandschaften Norwegens und seine weitläufige Küstenregion zu erkunden. Vielleicht spielst Du mit dem Gedanken, ein solche Seereise zu buchen? Die Vorteile gegenüber einer Fahrt mit dem Auto, Motorrad oder Wohnmobil klingen ja durchaus überzeugend:

  1. Man sieht die Fjorde nicht nur von der Straße, sondern auch vom Wasser aus.
  2. Man gelangt an Küstenabschnitte, die sonst nicht zu erreichen wären.
  3. Man spart sich den Stress der Reiseplanung und -taktung.
  4. Man wird gefahren, anstatt selbst hinter dem Steuer zu sitzen: Kurvenreiche Passstraßen, anstrengende Wetterverhältnisse und die Parkplatzsuche in den Städten fallen weg.

In diesem Beitrag möchte ich den Fragen nachgehen, ob diese Vorteile auch bei näherer Betrachtung standhalten, welche Reisen mit Hurtigruten möglich sind und wie diese im typischen Fall ablaufen.

Was ist und wie entstand Hurtigruten?

Die Schiffe der Hurtigruten verkehren auf Linien, die zum Teil bereits in den 1890er Jahren ins Leben gerufen wurden. Damals nahm der erste Kreuzfahrt-Boom in Norwegen seinen Anfang; vorangetrieben durch Kaiser Wilhelm II., der seit 1889 regelmäßig mit seiner Yacht in den Fjorden kreuzte. Seinem Beispiel folgten nach der Jahrhundertwende immer mehr Gutbetuchte aus Deutschland und Großbritannien. Die ersten Luxusliner tasteten sich immer weiter den Nordatlantik hinauf, während Hurtigruten die Funktion eines Postschiff-Systems innehatte, das vorrangig dem Nachrichtenaustausch und der Warenbeförderung diente. Insbesondere die ganzjährige Versorgung der nördlich gelegenen Hafenstädte wie Bodø, Tromsø und Hammerfest war damals ein revolutionärer Fortschritt.

Die Öffnung zum Massentourismus erfolgte erst hundert Jahre später. Bis dahin schlossen sich die meisten Reedereien, die die Hurtigruten bedienten, aus wirtschaftlichen Gründen immer weiter zusammen. Die erste einheitliche Hurtigruten-Gesellschaft entstand 2006. Parallel dazu wuchs das Angebot an Überseereisen, beispielsweise zur Antarktischen Halbinsel, nach Grönland oder Alaska. So entwickelte sich die Hurtigruten AS (Aktiengesellschaft) Stand heute zu den weltweit führenden Anbietern von Expeditions-Seereisen.

Reisen mit Hurtigruten: Routen & Häfen

Wer mit Hurtigruten reisen möchte, kann also aus zwei Angebotspaletten wählen:

  • Die eine spricht die Zielgruppe der „Entdecker“ an, also Leute, die auf Überseereise gehen möchten.
  • Die andere richtet sich an Norwegenurlauber, die eine klassische Postschiff-Reise erleben möchten.

Eine Mischung aus beiden bilden die Spitzbergen-Fahrten. Die Inselgruppe ist zwar Teil des norwegischen Staatsgebiets, liegt aber so weit vom Festland entfernt, dass keine klassische Linie der Hurtigruten dorthin führt. Deshalb werden die Spitzbergen-Fahrten zu den Entdecker-Angeboten gezählt.

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Mit Hurtigruten ab Hamburg?
Ebenfalls zu den Entdecker-Angeboten gehören die Fahrten von Deutschland nach Norwegen. Der Start- und Zielhafen dafür ist Hamburg. Von der Hansestadt aus wird man binnen eines Seetags quer über die Nordsee zu einem der südlichsten Postschiff-Häfen gefahren – entweder Stavanger oder Bergen. Danach geht es jeweils eine Woche lang die Küste hinauf und eine Woche lang wieder zum Ausgangspunkt zurück. Zwischenziele sind dabei die mächtigen norwegischen Fjorde, die Inselgruppe Lofoten sowie das Nordkap, welches zugleich den nördlichen Wendepunkt bildet. Die Fahrten werden im Sommer- und Winterhalbjahr angeboten, sodass man Norwegen komplett verwandelt bewundern kann: im Sommer als grünes und blühendes Land der Mitternachtssonne, im Winter als von Schnee und Eis bedecktes Land des Polarlichts.

  • Vorteil: kurze An- und Abreise innerhalb Deutschlands
  • Nachteil: höherer Grundpreis
Hurtigruten: Trollfjord (Lofoten)
Trollfjord gehört zu den spektakulärsten Passagen © Foto: Bjørn Eide, Hurtigruten

Mit Hurtigruten bis zu den Lofoten
Zu den klassischen Zielen oder vielmehr Zwischenzielen der Reisen ab Bergen gehören die Lofoten, welche sich nördlich des Polarkreises vor der Küste Norwegens erstrecken. Sie liegen ungefähr, aber nicht ganz mittig zwischen den beiden äußersten Postschiff-Häfen: Bergen im Süden und Kirkenes im Norden. An die Inselgruppe schließt sich in nördlicher Richtung eine weitere an, die hierzulande weniger bekannt ist – gemeint ist Vesterålen. Sie unterscheiden sich von den Lofoten durch eine etwas sanftere Landschaft, die etwas an Irland oder schottische Inseln erinnert. Auf den Inselgruppen werden mehrere Häfen angelaufen: Stamsund, Svolvær, Stokmaknes, Sortland und Risøyhamn. Hier sind zum Teil Umstiege auf andere Schiffsverbindungen möglich. Das Highlight auf der Fahrt bildet die Durchquerung des Trollfjords. In diesem Seitenarm der Meeresenge Raftsund rücken hunderte Meter hohe Felswände so nah an die Schiffsroute heran, wie auf kaum einer anderen Passage der klassischen Hurtigruten.

  • Vorteil: niedrigerer Grundpreis, flexible Reisegestaltung
  • Nachteil: Anreise zu einem norwegischen Hafen der Hurtigruten und zurück

Mit Hurtigruten bis zum Nordkap
Ebenso wie die Lofoten gehört auch das Nordkap zu den klassischen Zwischenzielen der Hurtigruten. Es ist vom Hafen Honningsvåg aus per Bus erreichbar. Vor Ort findest Du ein Restaurant mit Museum sowie den eisernen Globus, der als Symbol des Nordkaps, als nördliches Ende von Europa, weltbekannt ist.

Gruppenreisen
Wer sich den langen An- und Abreiseweg sparen möchte, hat neben den Routen ab Hamburg noch eine weitere Möglichkeit: Hurtigruten bietet Gruppenreisen an, bei denen eine An- und Abreise über Kiel möglich ist. Die Strecke zwischen Kiel und Oslo wird dabei mit einer der Norwegen-Fähren zurückgelegt. Von Oslo geht es mit der Bergen-Bahn zum Starthafen in Norwegens zweitgrößter Stadt. Auf dem Rückweg endet die Schiffsreise in Trondheim, von wo man mit dem Bus weiter nach Oslo befördert wird. Beachte, dass es für Gruppenreisen eine Mindestteilnehmerzahl gibt. Außerdem ist die Terminauswahl begrenzt.

Individuelle Reisen von Hafen zu Hafen
Neben den großen Rundreisen bietet Hurtigruten auch kleinere Pakete von Mehrtagesreisen an. Diese verbinden beliebte Hafenstädte an verschiedenen Abschnitten der Küste. So kannst Du beispielsweise in zwei Tagen von Bergen nach Trondheim, in drei Tagen von Tromsø bis Kirkenes oder in vier Tagen von Tromsø bis Bergen reisen. Natürlich sind solche „Pauschalangebote“ kein Muss! Du kannst die Postschiffe auch komplett individuell wie ein öffentliches Verkehrsnetz in nördliche und südliche Richtung nutzen – so wie die meisten Norweger es tun. Wähle Dir von über vierzig Häfen einen Starthafen und einen Zielhafen aus, und miete bei Bedarf eine oder mehrere Kabinen dazu. Wenn Du Dein Auto mitnehmen möchtest, solltest Du beachten, dass nicht alle Schiffe als Autofähren ausgelegt sind. Außerdem ist nicht jeder Hafen von jeder Linie aus angebunden. Nachfolgend habe ich Dir eine Übersicht mit den Häfen und ihren Sehenswürdigkeiten zusammengestellt:

HafenKoordinatenSehenswürdigkeit
Ålesund62° 28′ 40″ N, 06° 11′ 25″ EAtlantikpark, Jugendstil-Architektur, Geirangerfjord
Alta69° 58′ 8.04″ N, 23° 16′ 17.76″ EAlta Canyon, Eishotel "Sorrisniva Iglu Hotel", Nordlichtkathedrale
Båtsfjord70° 38′ 7″ N, 29° 43′ 15″ Eehemaliges Fischerdorf Hamningberg
Bergen60° 23′ 22″ N, 5° 19′ 48″ EUNESCO-Welterbe Bryggen, Seilbahn Fløibanen, Fischmarkt
Berlevåg70° 51′ 29″ N, 29° 5′ 6″ EHafenmuseum, Leuchtturm Kjølnes
Bodø67° 16′ 57.72″ N, 14° 22′ 30.36″ ENorwegisches Luftfahrtmuseum, Gezeitenstrom Saltstraumen, Kjerringøy
Brønnøysund65° 28′ 5.16″ N, 12° 12′ 27″ EHavnegata und Brønnøy-Kirche, UNESCO-Welterbe Vega Archipel
Finnsnes69° 13′ 46″ N, 17° 58′ 52″ EInsel Senja
Fjærland61° 24′ 14.04″ N, 6° 44′ 24.36″ EAntiquariate, Holzhotel "Mundal", Gletschermuseum und Zugang zum Jostedalsbreen
Florø61° 35′ 58.56″ N, 5° 1′ 58.08″ EKüstenmuseum, Bootstouren, Leuchttürme
Geirangerfjord62° 7′ 15.6″ N, 7° 7′ 44.4″ EUNESCO-Welterbe, Aussichtspunkt Flydalsjuvet
Hammerfest70° 39′ 45″ N, 23° 41′ 0″ Enördlichste Stadt der Welt, Museum zur Geschichte der arktischen Jagd, Samen-Kultur
Harstad68° 48′ 0″ N, 16° 32′ 45″ EInsel Hinnøya, Kulturveranstaltungen, Wanderwege
Havøysund70° 59′ 46″ N, 24° 39′ 43″ EMåsøy Museum, Aussicht auf Barentssee, Vogelfelsen "Hjelmsøystauren"
Hjørundfjord62° 12′ 33″ N, 6° 28′ 11″ EGebirgszug Sunnmøre
Honningsvåg70° 58′ 43″ N, 25° 58′ 36″ EZugang zum Nordkap, Rentiere auf Magerøy, Kunstgalerie, Eisbar
Kirkenes69° 43′ 37″ N, 30° 2′ 44″ EGrenzlandmuseum (Grenze zu Russland), Kunstmuseum, Schneehotel, Taigawald Pasvik
Kjøllefjord70° 56′ 44″ N, 27° 20′ 47″ EFelsgruppe Finnkirka
Kristiansund63° 6′ 37″ N, 7° 43′ 40″ EInsel Grip mit Stabkirche und Leuchtturm, Holzstadt, Klippfischmuseum
Lyngenfjord69° 46′ 46.92″ N, 20° 22′ 57.72″ EGebirgszug Lyngen, Nationalpark Reisa mit Wasserfall Mollisfossen, Lachsangeln
Måløy61° 56′ 7.08″ N, 5° 6′ 48.96″ EInsel Vågsøy, Felsformation Kannestein, Sandstrand
Mehamn 71° 2′ 1″ N, 27° 50′ 43″ Enördlichster Hafen der Hurtigruten
Molde62° 44′ 15″ N, 7° 9′ 47″ ERosengärten, Aussichtsberg Varden, Volkskundemuseum, Fischereimuseum, Insel Hjertøy
Narvik68° 26′ 22″ N, 17° 24′ 49″ ENarvikfjell mit Seilbahn, Skigebiet und Aussichtsrestaurant, Polarpark, Erzbahn, Kriegsmuseum
Nesna66° 11′ 52.7″ N, 13° 1′ 6″ EZugang zu Inseln Hugla, Handnesøya und Tomma
Øksfjord70° 10′ 12″ N, 22° 16′ 48″ EZugang zum Gletscher Øksfjordjøkulen
Ørnes66° 52′ 21.6″ N, 13° 42′ 26.76″ ESchärengarten, historisches Handelsgebäude, Zugang zum Svartisen
Reine67° 56′ 2″ N, 13° 5′ 22″ Ehistorische Fischerhütten (auf Norwegisch: Rorbuer), Stockfisch, Inselgruppe Lofoten
Risøyhamn68° 58′ 8.4″ N 15° 38′ 20.4″ EInseln Andøya und Hinnøya, Vogelkolonien (z. B. Papageitaucher)
Rørvik64° 51′ 42″ N, 11° 14′ 22″ ESchärengarten, Küstenmuseum, historischer Handelsposten Berggården
Sandnessjøen66° 1′ 0″ N, 12° 37′ 0″ EBergkette "Sieben Schwestern", UNESCO-Welterbe Vega-Archipel, Petter-Dass-Freilichtmuseum
Senja69° 17′ 45.59″ N, 17° 38′ 28.67″ EInsel Senja mit Nationalpark Ånderdalen, Sami-Museum, Heilbuttmuseum, historischem Nickel-Bergwerk
Skjervøy70° 1′ 59″ N, 20° 58′ 29″ EInsel Kågen, Maursund-Tunnel
Sortand68° 41′ 45″ N, 15° 24′ 47″ EInselgruppe Vesterålen, Häuserzeilen mit blauem Anstrich, "Sortland Jazz Festival"
Stamsund68° 7′ 53″ N, 13° 50′ 51″ EInselgruppe Lofoten, Wikingermuseum "Lofotr" mit Ausgrabungsstätte
Stavanger58° 58′ 10″ N, 5° 43′ 55″ EHolzstadt mit Kathedrale, Erdölmuseum, Felsplateau Preikestolen, "Schwerter im Fels"
Stokmarknes68° 33′ 56″ N, 14° 54′ 47″ EHurtigruten-Museum
Svolvær68° 14′ 5.15″ N, 14° 33′ 41.7″ EInselgruppe Lofoten, Wintersportzentrum, Felsformation Svolværgeita, Kabeljauangeln
Torvik62° 20′ 9″ N, 5° 43′ 14″ EInsel Herøy, Vogelkolonien
Træna66° 30′ 12″ N, 12° 5′ 39″ EFelsinseln und Riffe, Leuchtturm Træna, vorzeitliche Berghöhle "Trænafestivalen"
Tromsø69° 39′ 6.58″ N, 18° 57′ 16.03″ EEismeer-Kathedrale, Seilbahn Fjellheisen, Erlebniszentrum "Polaria", botanischer Garten, Polarmuseum
Trondheim63° 26′ 24″ N, 10° 24′ 0″ EHolzstadt mit historischem Viertel Bakklandet, Nidaros-Dom, Erzbischöflicher Palast
Vadsø70° 0′ 0″ N, 29° 0′ 0″ EMuseum der Finnischen Einwanderung, Varangerfjord
Vardø70° 22′ 12.83″ N, 31° 6′ 26.47″ EVarangermuseum und Pomormuseum, historischen Kaianlage Brodtkorbsjåene, Vogelkolonien, Unterseetunnel
Vesterålen70° 0′ 0″ N, 29° 0′ 0″ EInselgruppe Vesterålen, Walbeobachtung, Berg Møysalen, Langlauf, Eisfischen, historische Fischerhütten

Die Übersicht umfasst alle aktuellen Häfen, die von Hurtigruten angefahren werden. Mit der Sortierfunktion kannst Du sie anhand ihrer GPS-Koordinaten von Süd nach Nord bzw. von Nord nach Süd sortieren.

Hurtigruten: Hafen von Ålesund
M/S Polarlys im Hafen von Ålesund © Foto: Photo Competition, Hurtigruten

Hurtigruten: Flotte & Schiffe

Im Unterschied zu den großen Kreuzfahrtreedereien verfügt Hurtigruten über eine sehr heterogene Flotte. Man kann sagen, dass sich alle Schiffe unterscheiden. Ihre Gemeinsamkeiten liegen in der einheitlichen Farbgebung, der Qualität ihrer Ausstattung sowie in der sympathischen, kommunikativen Bordatmosphäre. Folgende Schiffe sind aktuell für Hurtigruten auf den klassischen Postschiffrouten unterwegs:

  • M/S Kong Harald
  • M/S Nordkapp
  • M/S Nordlys
  • M/S Nordnorge
  • M/S Polarlys
  • M/S Richard With
  • M/S Vesterålen

Die aktuellen Schiffspositionen kannst Du Dir auf der digitalen Seekarte von Hurtigruten anzeigen lassen.

Für die Übersee- und Expeditionsreisen setzt Hurtigruten eine eigene Flotte ein. Zu dieser gehören Schiffe mit klangvollen Namen wie M/S Fridtjof Nansen oder M/S Roald Amundsen.

Hurtigruten: Reisegestaltung & Komfort

Nachdem ich Dir verschiedene Reisemöglichkeiten skizziert habe, möche ich nun auf die Unterbringung, die Verpflegung und die weitere Reisegestaltung mit Hurtigruten eingehen.

Kabinen in den Postschiffen
Wie bereits erwähnt, besteht die Flotte der Hurtigruten aus verschiedenen Schiffen, sodass sich auch die Kabinen in ihrer Ausstattung und ihren Grundrissen von Schiff zu Schiff unterscheiden. Es gibt dennoch eine einheitliche Grundausstattung, bestehend aus Handtüchern, Duschgel und Föhn (bis auf zwei Schiffe). Die Kabinen werden unterschieden nach:

  • Innenkabinen als Standardkabinen der Kategorien J, L, N, O und P.
  • Außenkabinen als gehobener Standard der Kategorien J, L, N, O, P und U.
  • Mini-Suiten und Suiten der Kategorien QJ, Q, M, MG und MX.

Die Kategorien sind in ihrem Niveau von J bis U aufwärts gestaffelt. Zu den Faktoren für diese Staffelung gehört neben der Größe und Ausstattung auch die Position an Bord; das heißt, dass Kabinen in unteren Decks grundsätzlich zu niedrigeren Kategorien gehören als Kabinen an oberen Decks. Dies spiegelt sich auch in der Preisgestaltung wider. Bei Außenkabinen kommt noch die Sichtqualität als Faktor hinzu. So weisen Kabinen niedrigerer Kabinen Sichteinschränkungen auf, während Kabinen oberer Kategorien nahezu uneingeschränkte Sicht nach außen bieten. Beachte, dass Bullaugen bei einigen Kabinen je nach Wetterbedingungen aus Sicherheitsgründen verschlossen werden können.

Mit Ausnahme der M/S Lofoten bieten die Schiffe mindestens eine barrierefreie Kabine für Passagiere mit Rollstuhl bzw. Handicap.

Suiten sind deutlich teurer als die übrigen Kabinen. Der Preisunterschied resultiert nicht nur aus der großzügigen Ausstattung, sondern auch aus Zusatzleistungen für die Gäste – wie ein Willkommensgruß, ein Wasserkocher und die Option auf ein späteres Auschecken als die anderen Passagiere.

Verpflegung & Getränke in den Postschiffen
Die Verpflegung auf den Schiffen erfolgt in den Bord-Restaurants. Hier gibt es feste Servicezeiten, auf die Du Dich als Passagier einstellen musst:

  • ab 7.30 Uhr: Frühstücksbuffet mit freier Sitzplatzwahl
  • ab 12 Uhr: Mittagsbuffet mit warmen und kalten Speisen sowie Desserts (freie Sitzplatzwahl)
  • ab 18 Uhr: Abendmenü mit drei Gängen oder gelegentlich ein Buffet (je mit fester Sitzplatzzuordnung)

Beachte, dass Mittag- und Abendessen bei hoher Auslastung auch in mehreren Sitzungen stattfinden können. Dann wirst Du an Bord über die geänderten Zeiten informiert.

Das Tischwasser zu den Mahlzeiten sowie Kaffee, Tee und Säfte zum Frühstück sind im Preis inbegriffen. Alle anderen Getränke werden Dir an Bord in Rechnung gestellt. Du kannst jedoch eines der Getränkepakete buchen, um den Überblick über die Kosten zu behalten. Wenn Du außerhalb der festen Zeiten Lust auf Getränke oder Zwischenmahlzeiten hast, dann steht dazu in der Regel eine Caféteria zur Verfügung. Wünschst Du spezielle Gerichte wie Diätkost oder vegetarisch zubereitete Gerichte, solltest Du diese Wünsche bei der Buchung angeben und vor Reisebeginn vorbestellen.

Landausflüge während der Reise
Grundsätzlich können Landausflüge direkt mit der Buchung oder anschließend bis kurz vor Reisebeginn über die Website von Hurtigruten gebucht werden. Dazu musst Du nur Deine Buchungsnummer und den betreffenden Hafen angeben, vom dem aus Du einen Ausflug unternehmen möchtest. Ergänzend dazu kannst Du über Hurtigruten auch ein so genanntes Vor- und Nachprogramm buchen, um Deine Postschiffreise zu verlängern. Dies gilt für die klassischen Norwegenreisen ebenso wie für die Expeditionsreisen. Beachte, dass bei einigen Reisepaketen bereits Landausflüge inklusive sind! Beliebte und empfehlenswerte Landausflüge sind:

  • Ålesund: Aquarium (auf Norwegisch: „Atlanterhavsparken“), vorgesehene Dauer: 2 Stunden
  • Bodø: Wasserstrudel Saltstraumen, vorgesehene Dauer: 2 Stunden
  • Honningsvåg: Nordkap, vorgesehene Dauer: 3 Stunden
  • Lotofen: Fischerdorf Å mit Freilichtmuseum, vorgesehene Dauer: 1-2 Stunden
  • Molde: Rundfahrt zum Geirangerfjord und über Trollstigen, vorgesehene Dauer: 7-8 Stunden
  • Trondheim: Nidarosdom und Ringve-Museum, vorgesehene Dauer: 3 Stunden
  • Tromsø: Husky-Abenteuer (nur im Winter), vorgesehene Dauer: 3-4 Stunden

Die Kosten für solche Ausflüge betragen bei einer Dauer von 2 bis 3 Stunden etwa 100 Euro pro Person und bei längeren Ausflügen zwischen 200 und 300 Euro pro Person. Für die Organisation und Durchführung ist ein Reiseleiter an Bord der Schiffe verantwortlich.

An Bord der Schiffe gibt es übrigens keine Showprogramme, wie sie bei Kreuzfahrt mit Reedereien wie AIDA, MSC oder Costa üblich sind. Allerdings werden je nach Schiff zumindest kleinere Aktivitäten zum Zeitvertreib der Passagiere angeboten.

Hurtigruten mit Hund
Wenn Du Deinen Hund oder ein anderes Kleintier mit auf die Postschiffreise nehmen möchtest, musst Du zum einen die geltenden Einreisebestimmungen für Norwegen beachten. Zum anderen verlangt Hurtigruten, dass das Tier angemeldet wird. Du solltest Dir im Klaren darüber sein, dass es für Deinen Liebling eine anstrengende Reise werden könnte. Auf den meisten Schiffen der Hurtigruten-Flotte gibt es zwar mittlerweile geeignete „Haustierkabinen“, sodass Du an Bord wirklich mit dem Tier zusammen sein kannst. Allerdings darf es sich dann nur in der Kabine aufhalten und nicht mit Dir über die Decks wandeln. Auslauf kann es nur bei Landgängen genießen! Deshalb kommt am ehesten eine kürzere Reise infrage.

Hurtigruten: Schiff an Board
Bordrestaurant des Expeditionsschiffs M/S Otto Sverdrup © Foto: Espen Mills, Hurtigruten

Hurtigruten: beste Reisezeit & Nordlicht

Was für Norwegenreisen auf dem Festland gilt, gilt im Prinzip auch für Reisen mit Hurtigruten: Es gibt jeweils eine beste Reisezeit im Winter und im Sommer. Die beste Reisezeit des Winters richtet sich zum einen nach der Wahrscheinlichkeit, Polarlichter beobachten zu können, und zum anderen nach der Tageshelligkeit. Beides steht ab Mitte Februar bis Ende März in einem optimalen Verhältnis zueinander. In diesem Zeitraum werden die Tage wieder lang genug für Unternehmungen und nach Sonnenuntergang kann man in Mittel- und Nordnorwegen mit hoher Wahrscheinlichkeit Nordlichter beobachten; vorausgesetzt, der Himmel ist nicht zu stark bewölkt. Die exakte Wahrscheinlichkeit kannst Du Dir mithilfe verschiedener Apps in Echtzeit anzeigen lassen. Damit habe ich bei einem Aufenthalt in Lappland gute Erfahrungen gemacht!

Die beste Reisezeit des Sommers richtet sich vor allem nach der Tageshelligkeit respektive der Mitternachtssonne und weiteren Faktoren wie der langjährigen Niederschlagsmenge und den voraussichtlichen Luft- und Wassertemperaturen. Da sich Norwegen über mehrere Klimazonen erstreckt, sind diese Faktoren von Süden nach Norden verschieden. Du kannst Dir bestimmt denken, dass der Süden eine längere beste Reisezeit hat als der Norden. Sie beginnt Anfang Juni und dauert ungefähr bis Mitte August. Wenn Du mit Hurtigruten ausschließlich in Mittel- und Nordnorwegen unterwegs sein möchtest, sind dafür die Wochen nach der Sommersonnenwende am besten geeignet – also Mitte Juni bis Mitte Juli.

Weitere Postschiffe in Norwegen?

So wie es bereits vor dem Zusammenschluss der Hurtigruten mehrere Reedereien gab, die die Postschiffrouten bedienten, soll es ab 2021 auch wieder einen zweiten Anbieter geben: Die Havila Kystruten AS lässt vier Fährschiffe bauen, die auf der Verbindung Bergen – Kirkenes verkehren sollen. Sobald es verbindliche Neuigkeiten dazu gibt, werde ich sie an dieser Stelle ergänzen.

Fazit
Schauen wir zum Abschluss noch einmal auf die eingangs genannten Vorteile einer Postschiffreise:

  1. Man sieht die Fjorde nicht nur von der Straße, sondern auch vom Wasser aus.
  2. Man gelangt an Küstenabschnitte, die sonst nicht zu erreichen wären.
  3. Man spart sich den Stress der Reiseplanung und -taktung.
  4. Man wird gefahren, anstatt selbst hinter dem Steuer zu sitzen: Kurvenreiche Passstraßen, anstrengende Wetterverhältnisse und die Parkplatzsuche in den Städten fallen weg.

Die Vorteile 1. und 2. halten einer näheren Betrachtung definitiv stand: Die Postschiffe können nicht nur engere Fjorde wie den Geiranger oder Raftsund befahren, sondern sind auch an Küstenabschnitten unterwegs, an denen kaum Straßen verlaufen – speziell in Nordnorwegen. Und obwohl manche Fjorde auch über Fähren verfügen, von denen sich eine andere Perspektive auf die Landschaft eröffnet, ist die Aussicht von einem Postschiff doch um Längen besser; allein wegen der komfortablen Situation auf den Decks.

Auch Vorteil 3. trifft aus meiner Sicht zu. Allerdings ist eine von Anfang an durchgeplante und durchgetaktete Reise nicht jedermanns Sache. Und nicht jeder empfindet spontane Reisegestaltung als belastend. Sie lässt einem Freiheiten, die man im beruflichen Alltag ja meist nicht hat. Ich selbst bin in jüngeren Jahren gerne aufs Gratewohl durch Schweden und Norwegen gefahren und habe mich von Tag zu Tag überraschen lassen. Eine vorausgeplante Reise wäre mir damals wenig reizvoll erschienen. Ein weiterer Aspekt soll nicht unberücksichtigt bleiben: Sollten während der Postschiffreise außergewöhnliche Witterungsbedingungen auftreten, kann der Zeitplan durcheinander kommen. Um Verspätungen aufzuholen, verkürzen die Schiffe dann in der Regel ihre Aufenthaltszeiten in den Häfen, was sich wiederum auf das Ausflugsprogramm auswirkt. Wer sich auf eine stressfreie Reise eingestellt hat, könnte dann durchaus enttäuscht werden.

Auch bei Vorteil 4. muss man einschränken, dass die Belastung einer Selbstfahrerreise von jedem anders empfunden wird. Und sie ist natürlich auch steuerbar, indem man sich beispielsweise die Strecken und Pausen nach eigenen Bedürfnissen einteilt. Umgekehrt ist es bei einer gebuchten Postschiffreise nicht möglich, einfach einmal einen Tag auszusetzen oder spontan länger an einem Ort zu bleiben, weil er einem gut gefällt.

Sicherlich könnten noch weitere Aspekte rund um die Postschiffreisen durch Norwegen beleuchtet werden. An dieser Stelle möchte ich jedoch schließen und Dich bitten, bei Fragen oder Anmerkungen die Kommentarfunktion unter dem Beitrag zu nutzen. Darüber können wir das Thema gerne vertiefen!

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